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Landwirtschaft heute

Landwirtschaftliche Produktionsbedingungen
 
Der Naturraum der Bischofsreuter Waldhufen und somit die Gemeinde Haidmühle ist aufgrund der geographischen Lage hinsichtlich der landwirtschaftlichen Produktionsbedingungen mehrfach benachteiligt:
  • klimatisch,
    durch die sehr kurze Vegetationszeit mit hohen Niederschlägen und geringen Durchschnittstemperaturen;
  • standörtlich,
    durch die extrem schlechten Böden mit einem geringem Nährstoffgehalt bzw. Nährstoffbindungsvermögen
  • infrastrukturell,
    durch die Lage an der EU-Außengrenze, und abseits der Verkehrswege


Vor dem Hintergrund der Globalisierung der Landwirtschaft ist aufgrund der ungünstigen Produktionsbedingungen die Landwirtschaft in der Region international nicht mehr konkurrenzfähig. Zum Erhalt der für den Arten- und Lebensraumschutz bedeutenden Kulturlandschaft ist deshalb eine ausreichende Unterstützung der naturverträglichen und nachhaltigen Landbewirtschaftung durch Förderprogramme, Beratung und den Aufbau tragfähiger Vermarktungsstrukturen unerlässlich.


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Landwirtschaftliche Bodennutzung (Gmd. Haidmühle)
 
Bereits nach dem Ende Subsistenzwirtschaft (=Landwirtschaft zur Selbstversorgung) hatte der Ackerbau in der Mitte der 60er Jahre nur noch einen Anteil von rund 15% an der rund 1000 ha Gesamtwirtschaftsfläche. Aufgrund des Ausbaus des Verkehrsnetzes wurde auch der Hintere Bayerische Wald an die Märkte angebunden und die Milcherzeugung gewann immer weiter an Bedeutung. Da aufgrund der ungünstigen Produktionsbedingungen kein Silomais angebaut werden konnte, ging der Ackerbau bis 1996 auf rund 1% der Fläche zurück.

Zur Zeit werden noch 656 ha Grünland bewirtschaftet. Im Vergleich zu 1960 stellt dies einen Verlust von über 300 ha landwirtschaftlich genutzter Fläche (LF) dar. Diese 300 ha LF auf den schwierig zu bewirtschaftenden Standorten (z.B. Moore, Naßwiesen und Wacholderheide) wurden aufgeforstet oder sind brachgefallen.
Dieser Verlust an wichtigen Elementen der Kulturlandschaft bedeutet auch den Verlust an Lebensräumen und führt somit zum Rückgang zahlreicher an das Offenland angepassten gefährdeten Tier- und Pflanzenarten. Darüberhinaus erfolgten gerade durch die ausgedehnten Aufforstungen mit Fichtenmonokulturen eine erhebliche Beeinträchtigung des Landschaftsbildes.
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Landwirtschaftliche Betriebsstruktur (Gmd. Haidmühle)
 
Das Ende der Subsistenzwirtschaft bedeutete zugleich einen sprunghaften Rückgang der landwirtschaftlichen Betriebe. Während 1960 noch 215 Höfe die Kulturlandschaft bewirtschafteten, waren es 1996 nur noch 128 Betriebe. Diese auf den ersten Blick recht hohe Zahl täuscht darüber hinweg, dass viele dieser Betriebe nur noch auf dem Papier existieren. Eine genauere Analyse zeigt, dass im Jahr 1996 76 Betriebe nur auf einer Flächen von unter 5 ha wirtschafteten. Deshalb haben sie keinen oder nur in geringem Umfang Anspruch auf landwirtschaftliche Förderungen und haben ihre Fläche in der Regel verpachtet.

Auch die vielen Betriebe mit Betriebsgrößen zwischen 5 und 30 ha sind agrarökonomisch nicht mehr konkurrenzfähig und werden deshalb entweder ebenfalls verpachtet haben oder noch aus traditionellen Gründen die hofnahen, einfach zu bewirtschaftete Flächen weiterhin pflegen. Zur Zeit existiert nur ein Betrieb mit einer Flächenausstattung von über 30 ha, der sich aber nicht dem "klassischen" Produktionsrichtung der Milcherzeugung, sondern der Pferdezucht widmet. Laut Statistik erzielen nur noch 3% aller Betriebe ihre Haupteinkommen aus der Landwirtschaft. Ein Blick in die Praxis zeigt jedoch, dass die Betriebsinhaber entweder schon Rente (=lw. Alterskasse) beziehen oder andere Einkommenszweige (z.B.Wald oder Pferdezucht) im Vordergrund stehen. Es ist fraglich, ob die kleinen Betriebe nach einem Generationswechsel weiterbewirtschaftet wer- den. Die Zukunft wird zeigen, ob die Hofnachfolger so leistungsgerecht für den Erhalt der Kulturlandschaft entlohnt werden, daß sie neben ihrem erlernten Beruf noch die Landwirtschaft weiter betreiben.
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Tierhaltung(Gmd. Haidmühle)
 
Parallel zum Rückgang der landwirtschaftlichen Betriebe haben sich auch die Viehzahlen verringert. 1996 wurden nur noch 361 Rinder (darunter 160 Milchkühe) in der Gemeinde gezählt. Auch die Schweine sind seit 1992 um rund 50% zurückgegangen. Mit einem Tierbesatz von 0,4 GV/ha liegt der durchschnittliche Rinder- und Schweine-Großviehbesatz um die Hälfte unter dem Bayerischen (1,04 GV/ha) und noch deutlicher unter dem Landkreisdurchschnitt (1,2 GV/ha).

Erfreulich ist die stete Zunahme an Pferden in der Gemeinde. Insbesondere ein noch junger Pferdezucht- und Reitbetrieb wird somit in die Lage versetzt, freiwerdendes Grünland aufzufangen. Da es sich hinsichtlich der Futterqualität um die sehr anspruchslose Rasse der Isländer-Pferde handelt, kann auch nicht mähbares (z.B. Wacholderheiden, steiniger Magerrasen) oder nasses Grünland naturverträglich bewirtschaftet werden. Dennoch reicht der Tierbestand bei weitem nicht aus, um den Grünlandaufwuchs zu verwerten. Ins- besondere die sinnvolle Verwertung von ernährungsphysiologisch geringwertigem Aufwuchs (z.B. von Borstgrasrasen) verursacht noch ungelöste Probleme.
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Fazit
 
Stellvertretend für die Bischofsreuter Waldhufen wird in der Gemeinde Haidmühle deutlich, dass die Landwirtschaft agrarökonomisch nicht überlebensfähig ist. Dies bedeutet jedoch den Verlust der traditionellen Kulturlandschaft und der darin lebenden seltenen Tiere und Pflanzen. Die Landwirtschaft muß demzufolge finanziell für ihre gesellschaftliche Leistungen, nämlich für ihre nachhaltigen Bewirtschaftung der Kulturlandschaft, gerecht entlohnt werden. Nur auf diese Weie kann auch die junge Generation dazu motiviert werden, die Landwirtschaft weiter zu betreiben. Hierzu muß – entsprechend dem Leitbild des Projektes "Bischofsreuter Waldhufen" über Bewirtschaftungsvereinbarungen nicht nur die bestehende Landbewirtschaftung aufrechterhalten, sondern auch die Wirtschaftskraft der Gemeinde gestärkt werden. Nur so wird in Zukunft die Gemeinde in die Lage versetzt, umfangreiche Aufgaben in den Bereichen Naturschutz und Landschaftspflege tätig zu bleiben. Dies ist auch das Ziel des Projektes "Bischofsreuter Waldhufen".
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