Startseite
Grenzübergreifende Zusammenarbeit
Zu Zeiten des "Kalten Krieges" zog sich der "Eiserne Vorhang" an den verschiedenen Bächen im Gemeindegebiet Haidmühle entlang. Nur einen Steinwurf von den Häusern der Ortsteile Auerspergsreut, Marchhäuser und Schnellenzipf entfernt war die westliche Welt zu Ende.
Dies hatte entscheidende Auswirkungen auf die Kulturlandschaft der "Bischofsreuter Waldhufen" im Staatsgebiet der damaligen CSSR. In einem mehrere Kilometer breiten Grenzstreifen wurden landwirtschaftliche Anwesen aufgelöst, selbst ganze Waldhufendörfer fielen wüst. Hiedurch wurde die Kulturlandschaft nicht mehr bewirtschaftet. Für den Lebensraum der Tiere und Pflanzen hatte dies Vor- und Nachteile. Einerseits entstand ein Rückzugsraum beispielsweise für Vögel wie das Birkhuhn, andererseits verschwanden mangels Bewirtschaftung zahlreiche Pflanzenarten. Birkhühner
Birkhühner bei der Balz (Foto:Naturpark)
Heute, nach dem Fall des "Eisernen Vorhanges", ist dieser Grenzraum der Tschechischen Republik Bestandteil des Nationalparks Sumava. Wie bei allen Nationalparks ist das Entwicklungsziel im Sumava die ungestörte Entwicklung der Natur. Es konnte zunächst nicht erwartet werden, daß die tschechischen Offenlandbereiche der Bischofsreuter Waldhufen wieder im Sinne der Kulturlandschaft bewirtschaftet werden.
Bei den ersten bilateralen Gesprächen zwischen den bayerischen und tschechischen Fachbehörden stellte sich überraschenderweise heraus, daß die Nationalparkverwaltung Sumava durchaus bereit ist die Ressourcen der Kulturlandschaft durch landwirtschaftliche Nutzung zu erhalten.
Im Rahmen bilateraler Abstimmungsgespräche wurde das vom Büro FNL entworfene Leitbild des MaB-Umsetzungsprojektes "Bischofsreuter Waldhufen" der Nationalparkverwaltung Sumavá (CS) vorgestellt. Daraufhin wurde auch auf tschechischer Seite ein Leitbild mit dem Ziel der Offenhaltung der Kulturlandschaftsreste im Nationalpark entwickelt. Auf Grundlage beider Leitbilder ist eine grenzübergreifende, gemeinsame Lokalentwicklung in Gang gesetzt worden. Weitere Schritte zur grenzübergreifenden Umsetzung der Leitbilder erfolgen im Rahmen zukünftiger INTERREG/PHARE Projekte.
Böhmische Weißgänse
Neugierige Böhmische Weißgänse (Foto:Müller)
In der Gegenwart findet bereits über den Verein "Grünes Herz Europas" (GHE) ein reger Austausch statt. Beispielsweise konnten über diesen Verein einem Haidmühler Geflügelhalter Eier des Goldperlenhuhns und der Böhmischen Gans vermittelt werden. Wie sich ältere Gemeindebürger erinnern konnten, waren beide Rassen früher im Grenzraum heimisch und sind im Laufe der letzten Jahrzehnte von leistungsfähigeren Legehühnen bzw. Gänsen verdrängt worden. Über den Verein GHE wurden auch Kontakte zur Universität Budweis und zu tschechischen Biologen und Zoologen hergestellt, die im Grenzraum mit der Bestandsaufnahme der Kulturlandschaftsreste begonnen haben.